Ein Erlebnisbericht von Otto Möller
Am frühen Morgen des 12. Juli 2025 erwachte der em²-Campus in Stralsund zum Leben. Nach den Kaffee wurde überall geschraubt, gebastelt und letzte Feinarbeit an den Booten vorgenommen. Erfahrene Faltbootsegler hatten ihr Boot natürlich schon am Vortag aufgebaut, um den morgendlichen Stress zu vermeiden. Aber was war der Grund für all die Betriebsamkeit?
Die 3. Faltboot-Weltmeisterschaft!
Wer glaubt, dass Faltboote nur für ruhige Flussfahrten gemacht sind, hat das Faltbootsegeln noch nicht erlebt. Sobald der Mast steht und der Wind ins Segel greift, verwandelt sich das unscheinbare Faltboot in einen kleinen, aber erstaunlich schnellen Segler. Genau das durften wir an diesem Tag erleben.
An diesem Morgen lag Spannung in der Luft. Eine Weltmeisterschaft mit 22 Booten am Start – das erhöhte den Nervenkitzel gewaltig. Sobald mein Boot am Ufer lag, ließ sich das Segel mit wenigen Handgriffen montieren. Der Wind wehte mit 4 Beaufort – schnell war klar: Heute würde es rasant.
Der Einstieg ins Segeln mit dem niedrigen Faltboot ist anfangs ungewohnt. Jeder Windstoß bringt das leichte Boot in Bewegung, das Gleichgewicht muss ständig mit dem Körpergewicht ausbalanciert werden. Doch gerade diese Nähe zum Wasser und das direkte Erleben machen den Reiz des Faltbootsegelns aus.










Das Wetter war durchwachsen. Der starke Wind gefiel mir persönlich gut, anderen war er fast zu viel. Zum Start nieselte es sogar leicht. Die Fahrt zum Startpunkt war rasch geschafft. Der Strelasund war unruhig und weiße Schaumkronen zierten die Wellenkämme, während sich Seglerinnen und Segler aus drei Nationen am Startboot versammelten. Nicht nur faltbare Kajaks und Jollen – mit und ohne Ausleger – bildeten das bunte Starterfeld. Auch Kleinsegler bis sechs Meter mit festem Rumpf waren eingeladen, gemeinsam mit den Faltbooten anzutreten.
Nun hieß es: Warten auf das Startsignal. Zuerst eines 15 Minuten vorher, dann eines 5 Minuten vorher – und schließlich das laute Startsignal um 12:30 Uhr. Es ging los! Die Atmosphäre war elektrisierend – eine Mischung aus Vorfreude, Nervenkitzel und dem typischen Regattafieber, das selbst die entspanntesten Segler packt.
Ab jetzt zählte jede Sekunde! Sobald die Segel meines ketschgetakelten Klepper Aerius 2 XXL den Wind richtig fassten, glitt das Faltboot nahezu lautlos über die Wasseroberfläche – nur das Plätschern der Schwimmer war zu hören. Jeder Windstoß beschleunigte das Boot spürbar. Man fühlte den Wind direkt am Körper. Das macht süchtig.









Besonders spannend wurde es bei frischen Böen. Mein Boot krängte heftig zur Seite, der Ausleger tauchte ab – fast wie ein U-Boot. Doch mit beherztem Gegensteuern, vollem Körpereinsatz auf dem Ausreitbrett und schnellem Lösen des Segels bekam ich die Lage wieder in den Griff. Genau diese Momente machen das Faltbootsegeln zum Abenteuer – man ist mittendrin, nicht nur dabei. Stellenweise zeigte mein Tracker mehr als 12 Knoten! Nach zwei Runden und etwas über einer Stunde war das Rennen leider schon vorbei. Die Strecke über sechs Seemeilen war gut gewählt und passte zum Tag.
Doch die WM war mehr als nur ein Wettkampf – sie war ein Fest der Gemeinschaft der Kanusegler. Es wurde sich ausgetauscht, voneinander gelernt und gemeinsam gefeiert. Der Zusammenhalt, die Wellen und der Wind machten das Segeln zu einem echten Vergnügen. Das Boot war schnell trockengelegt und abgedeckt, sodass am nächsten Tag ein neues Abenteuer beginnen konnte. Am Ende des Tages krochen wir erschöpft, aber glücklich in unsere Schlafsäcke.











Die Platzierungen
Klasse Faltboote
| Platz | Name (Skipper/Vorschoter) | Zeit | Bootsname | Typ | Rigg |
|---|---|---|---|---|---|
| 1. | Ingo Müller, ohne | 00:50:45 | Kät´n Blaubär | Pouch RZ 85 Exquisit | em2 Mistral + |
| 2. | Michael Wilpsbäumer, Inga von Knobelsdorf | 01:03:20 | Teophil | Pouch RZ96 | em2 Mistral + |
| 3. | Otto Moeller | 01:07:53 | Sophia | Klepper Aerius II XXL | em² Mistral + |
| 4. | Mirjam Weymann da Silva | 01:17:31 | MiMaLi | Pouch RZ 85 | em2 Mistral + |
| 5. | Dirk Hartmann, Heinrich Gurth | 01:18:55 | Aurora | Pouch RZ 85/3 | em2 Mistral+ |
| 6. | Robert Liebhart | 01:20:57 | Jule | Klepper Aerius II | Bavaria/ Eigenbau |
| 7. | Rainer Jooschulz, Dagmar Jooschulz | 01:21:49 | Aurora | Pouch RZ 96 | Pouch Pacific, em2 Besan |
| 8. | Thomas Steger | 01:25:37 | SuperMaster | Klepper Super Master | Klepper / Eigenbau |
| 9. | Stefan Dechant | 01:47.12 | Klepper Aerius II | Klepper S4/ Eigenbau | |
| 10. | Hendrik Matthieß | 02:05:11 | Sagitarius | Pouch RZ 85 | Fledermaussegel |
| a.W. | Roland Moll, Lysan Moll | Olivia Oyl | Pouch RZ 96 | em2 Mistral | |
| a.W. | Kai Müller, Philipp Mensching | Hexe | Klepper Aerius II | Klepper/ Eigenbau | |
| a.W. | Jan Beckmann | Lotti | MTW Kolibri | Fledermaus | |
| a.W. | Matthias Lehmann | Wilde Hilde | MTW Kolibri | Pouch | |
| a.W. | Andor, Lilli Gyalmos | GY-28 | MTW Kolibri | Kolibrie/ bunte Mischung |
Klasse Festrumpfkanus
| Platz | Name | Zeit | Bootsname | Typ | Rigg |
|---|---|---|---|---|---|
| 1. | Ingo Eggert | 00:44:52 | Europa Jolle | Originalsegel | |
| 2. | Koos Winnips | 00:47.15 | Wolf | Artemis | Wolf/ 5m fathead 6m gennaker |
| 3. | Ladislav Blaha Matej Blaha | 00:56:22 | GIS | GIS Giswerk | GIS |
| 4. | Stefan Abrell | 01:05:28 | Harald Bladrandt | Lettmann Summerwind | em2 Mistral |
| a.W. | Johanna Baillieu, Ole Tax | Serenity | Lettmann Summerwind | em2 Mistral | |
| a.W. | Marcus Amberg | Enterprise | Lettmann Summerwind | em2 Mistral + |







